Meine Bilder kann man in meinem Atelier schlecht sehen.
Sie brauchen als Ort eher große leere Wände, um sich darauf „entfalten“ zu können. Die Bilder zeigen auf dem Rohmaterial des Stoffes entworfene, oft körpergroße Konstruktionen, die in einem längeren Prozess gefunden und entwickelt werden. Diese „Bildsituationen“ changieren zwischen Zeichnung und Malerei. Größere leere Flächen erzeugen eine suggestive Ergänzbarkeit dieser Bildkonstruktion, die sich aber nicht gegenständlich übersetzen lässt und sich dem Betrachter so immer wieder entzieht.
Diese Offenheit der Konstruktion thematisiert dabei die eigene Bildbegrenzung und läßt die Bilder gleichzeitig über den Bildrand hinaus auf die umgebende Wand ausstrahlen. Durch ihre Größe ein physisches Gegenüber für den Betrachter, erzeugen sie eine nicht abschließbare Seh- und Denkbewegung im eigenen Sehen.
Das eigene Sehen ist der Ort der Bilder.
Jedes Bild ist ein möglicher und zugleich notwendiger Entwurf.
Jedes Bild stellt eine neue und eigene Frage.
Heiner Blumenthal, Juni 2020