Jess Walter zum Online-Unterricht:
Lange Zeit war ich ja skeptisch, was den Online-Unterrricht betrifft, da die wesentlichen Qualitäten des Unterrichts im Atelierprojekt wegfallen: das freie gemeinsame Arbeiten an großen Formaten in der Atelier-Atmosphäre, die unmittelbaren Gespräche mit den Einzelnen und der Austausch in der Gruppe.
Die Erkenntnis, dass man Online-Unterricht auf keinen Fall mit dem Unterricht im Atelier vergleichen darf, sondern dass es darum gehen könnte, Online eigene Qualitäten zu entwickeln, war der Wendepunkt für mich, so dass ich vor zwei Wochen den Versuch gestartet habe.
Zwei Stunden, mit 12 Teilnehmer*innen, ganz einfache Technik mit jitsie-meet. Ich stelle jeweils ein Thema für den Abend. Diesem Thema nähern wir uns dann mit unterschiedlichen Zeichenübungen und kürzeren, wie längeren Einheiten. Nach einer guten Stunde mailen mir die Teilnehmer*innen Fotos von ihren Bildern, die ich hochlade und über die Funktion „Bildschirm teilen“ mit allen gemeinsam besprechen kann. Das hat eine große Unmittelbarkeit und macht Spaß und zur Abrundung des Abends zeige ich dann noch einige passende Bilder aus der Kunstgeschichte.
Der erste Abend war dem Thema „Schuhe“ gewidmet, der zweite Abend dem Thema „Nacht“. Was für mich dabei spannend ist: ich lerne dazu! Es ist nicht so einfach, das Timing zu bestimmen; wieviel Zeit für freies Arbeiten, wieviel Zeit für die Besprechungen? Es gibt sicher die Gefahr, dass ein Abend zu „redelastig“ werden könnte. Da hilft auch das Feedback der Beteiligten, das grundsätzlich sehr positiv ist. Wir alle freuen uns auf die Fortsetzungen! Solange das reale Arbeiten in der Landwehrstraße 39 nicht stattfinden kann, ist der Online-Unterricht eine spannende Alternative, die ganz neue Erkenntnisse bieten kann.
Hier einige Arbeiten, die zum Thema „Schuhe“ entstanden sind.