Karin Fröhlich leitet die Kinderkunstkurse im Atelierprojekt. Mit viel Herzblut bietet sie Kindern einen freien und geschützten Raum für kreative Abenteuer. Ausdauernd betreut Karin den Atelierprojekt-Newsletter und den Blog.
„Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauer, Wagemut und Vorsicht sind gefragt, um dorthin zu gelangen, wo die Schönheit wohnt.“
An was hast du heute Morgen beim Aufwachen gedacht?
Gedacht? Ich habe dem Zwitschern der Vögel draußen gelauscht. Ich habe die Weite und Stille der sich verabschiedenden Nacht gespürt und den Tag, der sich langsam zeigt. Um meine Beine sind Jerome und Paula, meine beiden grauen Katzen, gestrichen, liebevoll und leise schnurrend. Ich habe mich auf die erste Tasse Kaffee gefreut und auf den Duft, der dann durch die Wohnung ziehen wird.
Was war dein Antrieb, dich im Atelierprojekt zu engagieren?
Das Atelierprojekt ist eine Insel im tosenden Alltag, eine Oase durch die das Sonnenlicht flutet an schönen Tagen, in der sich Stille und Konzentration versammeln, ein Ort der einem Zeit schenkt dem nachzuspüren, was tief in einem selbst verborgen ist.
Von dieser Oase sollen viele erfahren und sich hier ein Stück Freiheit und Eigenes zurückholen beim Malen und Zeichnen. Deshalb schreibe ich den Newsletter, schicke kleine Gedanken und Blitzlichter aus den Kursen in die Welt, um diesen Garten sichtbar zu machen und hierher einzuladen.
Was finden die Teilnehmer*innen in deinem Kurs?
Einen schönen, klaren Raum, Tische, die mit weißem Papier bespannt sind und in jeder Stunde wieder diese Unberührtheit, das weiße Papier, die Einladung zu beginnen und sich zu versenken in Mal- und Zeichentechniken und mit dem Handwerkszeug einer Malerin, eines Malers ihre Welt zu erforschen. Ich arbeite hauptsächlich mit Kindern und möchte für sie einen Raum schaffen, der für eine kurze Weile nur ihnen gehört und wo sie so frei und offen wie nur irgend möglich experimentieren, ausprobieren, malen, bauen und zeichnen können. Sie sollen Raum und Zeit haben, die gefüllt werden dürfen mit allem was auftaucht.
Welches Werkzeug setzt du am liebsten für deine Kunst ein?
Meine Augen. Ich lasse den Blick über die Menschen, Orte, die Wege, die Häuser, Straßen, die Gärten, den Himmel streifen und sammle Farbnuancen, das Licht, um es später, verwoben mit Eindrücken, Gedanken und Erinnerungen in meinem Atelier auf Papier und Leinwänden, an der Wand und im Raum zu Bildern werden zu lassen.
Was ist deine größte Herausforderung im täglichen Leben und Arbeiten?
Das ‚Sich-nicht-verlieren‘ in den vielen, wichtigen und notwendigen Kleinigkeiten des Lebens. Zeiten für das künstlerische Arbeiten zu reservieren und sie zu nutzen, ganz egoistisch für mich und nicht zu verschenken, zu verschwenden. Die Künstlerin in mir ernst zu nehmen und Raum und Zeit für sie zu erkämpfen. Das Bedürfnis nach Rückzug und Arbeiten im Atelier zu achten und wertzuschätzen.
Welcher künstlerischen Sehnsucht folgst du?
Ich bin auf der Suche nach Schönheit. Eine Schönheit, die einen innehalten lässt und staunen, die einlädt zum aufmerksamen Verweilen und Betrachten und das Herz und die Seele mit Freude, Glück und Hoffnung erfüllt.
Wobei empfindest du das Glück?
Wenn ich unmerklich im Malen versinke und Tage, Wochen später wahrnehme, was da in einem besonderen Augenblick entstanden ist. Ein Raum voll Licht und Farbe, still und ruhig, als wäre für einen Moment die Zeit stehen geblieben.
Ist spielen Kunst oder Kunst ein Spiel?
Spielen ist mit viel Ernsthaftigkeit verbunden. Man beginnt etwas leicht und voller Freude und plötzlich bedeutet es einem etwas, wird wichtig. Ein Ziel taucht auf, das man erreichen möchte. Jetzt wird es Ernst. Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauer, Wagemut und Vorsicht sind gefragt, um dorthin zu gelangen, wo das Glück wohnt, die Schönheit. So ist die Kunst, Ernst.