8 Fragen an Jess Walter

Jess Walter und Cornelia Eichacker haben wir es zu verdanken, dass es das Atelierprojekt seit über 25 Jahren gibt. Mit Herzblut und Ausdauer führen sie die Kunstschule abseits vom Mainstream. Jess Walter begeistert seine Schüler*innen für freie Malerei und großformatiges Malen.

„Im Kunstwerk ein Gegenüber schaffen,
das schon weiter ist als ich.“

An was hast du heute Morgen beim Aufwachen gedacht?
Regen ist gut für die neu gepflanzten Rosen

Was war vor über 25 Jahren dein Antrieb das Atelierprojekt zu gründen?
Wir haben damals eine Möglichkeit gesucht, ausserhalb des Schulsystems zu unterrichten, um zum einen das an der Kunstakademie erworbene Wissen weitergeben zu können und zum anderen als freiberuflicher Künstler ein einigermaßen geregeltes Einkommen zu haben.

Was bedeutet das Atelierprojekt jetzt für dich?
Das Atelierprojekt ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens geworden, ich fühle mich dafür verantwortlich und versuche immer wieder daran zu denken, wie wir den Verein erneuern können, wie wir weiterhin die Qualität unserer einzigartigen Kunstschule sichern können. Ich unterrichte gerne und würde es sehr vermissen, wenn das Atelierprojekt plötzlich nicht mehr da wäre.

Welches Werkzeug setzt du am liebsten für deine Kunst ein?
Seit mehr als 30 Jahren arbeite ich immer wieder mit dem Linoldruck. Diese Technik ermöglicht mir das Arbeiten mit einer Art „Stempel“, einer festen Form, die aber in sehr improvisierten Druckvorgängen spielerisch weiterentwickelt und malerisch verändert wird.

Was ist deine größte Herausforderung im täglichen Leben und Arbeiten?
Sich nicht vom Alltag auffressen zu lassen, die Fähigkeit  entwickeln nichts zu machen, Langeweile auszuhalten, zu unterbrechen, innezuhalten, um aus den Routinen des Alltags ausbrechen zu können. Nur dadurch entsteht Freiheit und damit auch Kunst.

Welcher künstlerischen Sehnsucht folgst du?
Ständiges Werden.

Wobei empfindest du das Glück?
Geglückte Kommunikation auch im Unterricht. Austausch mit Menschen, der über den smalltalk hinausgeht. Beim Kunst machen überrascht zu werden, die eigenen Grenzen dadurch erweitern zu können. Im Kunstwerk ein Gegenüber schaffen, das schon weiter ist als ich.

Ist spielen Kunst oder Kunst ein Spiel?
Kunst ist kein Spiel, es ist immer wieder eine existentielle Herausforderung, eine Aufgabe, der ich mich stellen will. Das geht mal mehr und mal weniger gut. Die große Kunst ist es allerdings, bei all dem Ernst, dem Zweifel und den Fragen nach dem „Sinn“, das Spiel nicht zu vergessen, denn ganz oft kann Spielen, vor allem in der Selbstvergessenheit und Ziellosigkeit, Kunst sein. Ohne Spiel keine Kunst!